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Bindungsangst

Bindungsangst Bindungsangst

Menschen bevorzugen in der Regel eine liebevolle, vertraute und innige Beziehung. Wer lebt schon gern allein? Wer liebt ist einfach glücklicher und wer geliebt wird ist noch glücklicher.

Es gibt allerdings Menschen die den Gedanken oder das Gefühl einer dauerhaften, innigen und vertrauten Beziehung nicht ertragen können. Ist die anfängliche Verliebtheit verflogen reagieren Bindungsangst-Betroffene oft ängstlich bis panisch. Dieses für den Partner oft unverständliche Verhalten tritt überhaupt nicht nachvollziehbar, völlig unverständlich und zudem völlig unerwartet auf.

Bindungsangst beschreibt in erster Linie die Angst davor, mit einem Partner eine feste Bindung einzugehen. Man spricht von Bindungsangst, auch von Beziehungsangst. Während sich Betroffene einerseits nach Liebe und Nähe sehnen, leiden sie andererseits unter der Angst vor emotionaler Nähe sowie der festen Bindung. Von dieser Art der Beziehungsstörung sind Männer als auch Frauen gleichermaßen betroffen.

Betroffene flüchten bei zu viel Nähe in ihre Arbeit oder ihren Beruf. Verabredungen werden nicht mehr eingehalten. Grundlos zetteln Betroffene immer wieder Streit an. Immer dann wenn es am Schönsten ist, brechen Bindungsangst-Betroffene aus der Beziehung aus. Bindungsangst ist geprägt von der Angst eine feste Partnerschaft einzugehen und zu einer festen Partnerschaft, sprichwörtlich JA zu sagen.

Die Anzeichen der Bindungsangst gestalten sich sehr facettenreich. Auffällige Anzeichen für eine bestehende Bindungsangst sind eine gesteigerte Gefühlskälte, die Angst davor sich festzulegen, die Scheu davor konkrete Zukunftspläne zu schmieden, häufig wechselnde Sexualpartner, ein fehlender engerer Freundeskreis, kontaktscheue, übergroße Erwartungen an den Partner, ein übersteigertes Bedürfnis nach Nähe sowie die negative Eigenschaft immer wieder Streit vom Zaun zu brechen um sich dann zurückziehen zu können.

Bindungsangst und die Ursachen

Die Ursachen der Bindungsangst sind innere manifestierte Ängste, welche von Betroffenen oftmals nicht als solche bewusst wahrgenommen werden. Bindungsangst spiegelt die Angst vor Enttäuschung, welche oftmals aus alten Beziehungen und damit verbundenen Verletzungen sowie den Verlusten oder gar Erlebnissen aus der Kindheit her rühren. Weiterhin bedeutet Bindungsangst, die Angst vor dem Verlust oder der Einschränkung der eigenen Unabhängigkeit oder Selbstständigkeit sowie der Verlust der eigenen Freiheit. Nicht selten ist die Bindungsangst auch nur die Angst vor intensiver Nähe.

Bindungsangst-Betroffene verbinden mit intensiver Nähe die Angst vor Ablehnung, vor Bevormundung, vor dem Missbrauch ihrer Gefühle, ausgenutzt oder bloßgestellt zu werden, vor Fehlern, vor dem Versagen, vor Verpflichtungen und Verantwortung sowie die Angst vor den eigenen Gefühlen, Vereinnahmung oder gar Hilflosigkeit. Bindungsangst gestörte Menschen hegen die Angst vor sich selbst, als auch die Angst vor der Reaktion des Partners.

Die Ängste, welche in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bindungsangst stehen, resultieren zumeist aus negativen Erfahrungen in der Kindheit. Diese negativen Erfahrungen hat Betroffene gelehrt, dass Vertrauen, Nähe und das sich aufeinander Einlassen an seelischen Schmerz und mitunter an Gefahr geknüpft ist. Innerlich, manches mal auch völlig unterbewusst haben sich Betroffene entschieden aufgrund der negativen Erfahrungen nie wieder jemanden an sich heranzulassen. Dieser Selbstschutz bewahrt Betroffene davor den Schmerz noch einmal durchleben zu müssen. Zum inneren Selbstschutz können auch Missbrauchserfahrungen, ständiges kritisieren durch die Eltern oder Dritte, die Bevorzugung der Geschwister, die Scheidung der Eltern, der Tod eines Elternteils sowie eine inkonsistente Erziehungsweise führen. Des Weiteren kann auch die unberechenbare, einschüchternde Verhaltensweise eines Elternteils sowie eine über behütete Erziehung oder die Überforderung in der Erziehung zu dieser kritischen Schlussfolgerung gegenüber dem eigenen ICH für Betroffene führen.

Das Leben betroffener wird fortan bestimmt durch den Leitsatz: „Besser keine Beziehung führen, als ein die weh tut“. Die Möglichkeit diese negativen Erfahrungen durch positive Erfahrungen zu kompensieren nehmen Betroffene sich damit oftmals selbst. Die negative Grundeinstellung wird durch Betroffene niemals in Frage gestellt. Es wird sich weder erlaubt noch riskiert diese innere Grundhaltung zu prüfen oder gar zu überdenken.

Einen weiteren Aspekt der Bindungsangst gekoppelt mit der Angst vor Nähe wird beeinflusst durch das Vorbild der Eltern. Wird von diesen eine distanzierte Beziehung zum Kind ausgelebt übernehmen Betroffene Kinder diese Art und Weise sich anderen gegenüber zu verhalten. Sie lassen ausschließlich distanzierte Beziehungen zu.

Extrem von Bindungsangst Betroffene weisen zudem eine erschreckende Gefühlskälte auf. Aus inniger Überzeugung wünschen sie ihrem Partner alles Gute für die Zukunft beim Verlassen, während sie ihm wenige Stunden zuvor noch „Ich liebe Dich“ zugeflüstert haben. Bindungsängstliche Partner verhalten sich mitunter dermaßen gleichgültig, dass der Partner hilflos und verzweifelt, voller Wut bei gleichzeitiger Traurigkeit zurück bleibt.

Bindungsphobiker verwenden zudem einen für den Partner verwirrenden Sprachgebrauch. Statt einem klaren „Ja“ oder „Nein“ entscheiden sie sich oftmals für ein „Jein“. Der Hauptsprachgebrauch besteht aus dem ständigen Wechsel zwischen „wenn“ und „aber“, anstatt entschieden für den Partner einzustehen. Gerade Gefühle, welche die Liebe betreffen, werden von Bindungsangstgeplagten regelregt zerredet.

Bindungsangst-Betroffene übernehmen für ihre eigenen Gefühle, für ihr Handeln und die Beziehung im Ganzen keinerlei Verantwortung. Die Schuld am Scheitern einer Beziehung, dem alten Schmerz sowie negativen Gefühlen trägt immer der Partner oder gar Ex-Partner. Damit verschaffen sich Betroffene einen kurzen Moment der Distanz um sich zurückzuziehen und zu regenerieren.

Das Selbstwertgefühl sowie das Selbstvertrauen dieser Betroffener ist zudem sehr gering ausgeprägt. Die negative Einstellung zu anderen übertragen sie häufig auf sich selbst. In Folge dieser geprägten und manifestierten Verhaltensweise glauben sie fest daran, dass andere Menschen sie auf jeden Fall – früher oder später – ablehnen werden.

Betroffene spiegeln diese Möglichkeit der Ablehnung für sich immer wieder, sodass sie zusätzlich davon überzeugt sind, dass sie selbst nicht in der Lage sind mit der vermeintlichen Ablehnung umzugehen. Sie schützen sich selbst, indem sie niemanden an sich heranlassen. Sie setzten das Gefühl jemanden zu lieben und ihm Nähe zu schenken sowie sich auf ihn einzulassen damit gleich verletzbar zu sein.

Bindungsangst – wie entsteht sie in unserem Körper?

Unsere Sinnesorgane nehmen etwas wahr indem wir etwas sehen, hören oder spüren, riechen oder schmecken. Diese Wahrnehmungen werden an unser Gehirn weitergegeben. Die dort ansässige Großhirnrinde verarbeitet diese Reize und bringt Sie mit Erfahrungen aus der Vergangenheit in Verbindung. Es erfolgt eine Meldung an das limbische System. Dieses ist für unsere Gefühle zuständig. Die dafür zuständigen Bereiche wie der Hippocampus und die Amygdala, welche auch als Mandelkern bekannt ist, geben mittels dieser Informationen eine Meldung an den Hypothalamus. Dieser ist dafür zuständig entsprechende körperliche Reaktionen, auch Abwehrreaktionen, zu veranlassen.

Es werden nun über die Nervenbahnen im Nebennierenmark Adrenalin, Noradrenalin sowie Kortisol und Kortison ausgeschüttet. Gleichzeitig wird das sympathische und parasympathische Nervensystem aktiviert.

Befinden wir uns in großer Gefahr reagiert der Mandelkern automatisch, ohne vorherige Verarbeitung und Bewertung durch die Großhirnrinde. Diese Funktionsabläufe sichern im Notfall das Überleben.

Oftmals werden wir durch diese rasante automatische Reaktion in Angst versetzt ohne wirkliche Gefährdung. Durch die bewusste Einschätzung der tatsächlichen Situation kann dieses Alarmprogramm jederzeit von uns selbst gestoppt werden.

Gerade im Bereich der Bindungsangst ist diese bewusste Einschätzung nicht möglich. Die Verbindungen im Gehirn sind durch Traumata dauerhaft gestört. Die Alarmreaktion des Mandelkerns hält somit dauerhaft an.

Gehören Sie zu einem Kampf- oder Fluchttyp? Sind Sie vielleicht der Schreckenstyp? Diese Typen unterscheiden sich in der Art mit Stress und Angst umzugehen und darauf direkt zu reagieren.

Während das Gehirn der Schrecktypen in Stresssituationen oder bei Angst die Regie an das parasympathische Nervensystem übergibt, übergibt das Gehirn der Kampf- und Fluchttypen in Stresssituationen oder bei Angst die Regie an das sympathische Nervensystem.

Die Forschung und Wissenschaft geht davon aus, dass man zum Schreck-, Kampf- oder Fluchttyp geboren wird. Erfahrene oder erlernte Verhaltensmuster können diese Veranlagung jedoch verstärken.

Bindungsangst überwinden

Bereits in der Kindheit spüren wir das Bedürfnis nach Sicherheit und Zuverlässigkeit. Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen unser Bedürfnisse erfüllen und diesen zu jeder Zeit gerecht werden.

Um die Bindungsangst zu überwinden sollte man sich zunächst der Strategien betroffener Menschen bewusst werden. So verwenden Betroffene die typischen Strategien die Menschen bei Angst anwenden:

  • flüchten
  • angreifen
  • sich tot stellen

Egal welche Strategie vom Bindungsangst-Betroffenen angewandt wird, einher geht sie immer mit Aggressivität.

Das Verhältnis betroffener zur Bindungsfähigkeit ist offensichtlich vollständig gestört. So weit gestört, dass einige der Betroffenen gar keine Beziehung mehr eingehen und gänzlich darauf verzichten. Andere hingegen nisten sich in sogenannten Fremdfamilien ein, denn dort müssen sie keinerlei Verantwortung tragen.

Um Bindungsangst zu heilen müssen Betroffene zunächst erkennen, dass sie an Bindungsangst leiden. Wer sich eine zufriedene, harmonische Beziehung wünscht sollte erkennen, dass er das bisher in Beziehungen praktizierte Verhalten nicht länger aufrechterhalten kann.

Professionelle Hilfe kann diesbezüglich angewandte Hypnose mittels kombiniertem wingwave Coaching leisten.

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